Zwiegespräch mit der Liebsten


Du machst mir manchmal Angst!
Warum das denn, Liebes?
Weil du stark bist, weil du nimmst und nicht nur gibst.
Weil du egoistisch bist, weil du für dich sorgst.
Weil du kämpfst, aus einen einzigen Grunde: Für dich und deine Brut.
Weil du spielst mit einem einzigen Ziel: Du willst gewinnen.
Weil du klug bist und immer alles durchdenkst.
Weil dein Mitleid sich in Grenzen hält, wenn es um dein Überleben geht.
Weil der Tod dich nicht schreckt.
Weil du liebst.
Weil deine Sinnlichkeit keine Scham und keine Grenzen kennt.
Weil du alles gibst und alles willst.
Weil du schön bist in einer Art, die mir den Atem nimmt.
Wow, Kleines! Noch einmal und dann nie wieder:

Ja, ich bin stark, weil ich weiß, dass alles im Leben seinen Preis hat und es immer einen Ausgleich geben wird. Für alles. Darum kann ich sowohl geben als auch, in passenden Momenten, nehmen. 
Ja, ich bin egoistisch. Und ich sorge für mich. Wer Liebes, sollte es denn sonst tun? Ich und nur ich bin für all mein Tun und Denken und all mein Nicht-Tun und Nicht-Denken verantwortlich. Immer und überall. Da sind kein Gott und keine anderen Wesen, die mir diese Freiheit abnehmen könnten. Diese Eigenverantwortlichkeit ist mir zugehörig, sie macht mich zu dem, was ich bin. Ich kann sie vergessen, beiseite schieben wollen – sie ist trotzdem da. 
Ja, ich kämpfe. Für mich, meine Brut, und für mein Rudel. Letzteres übersiehst du gerne, Liebes. Wer zu mir gehört, dessen Wohlbefinden ist mir wie mein eigenes. Genauer: Mein Wohlbefinden ist unauflöslich mit dem Wohlbefinden aller mit mir Verbundenen verknotet. Ich bin ein Harmoniejunkie. Wird dieses Wohlbefinden bedroht, dann, ja dann kann ich auch beißen. Nicht sofort, nicht als das Mittel der ersten Wahl. Aber, wenn es denn sein muss, wenn ein bestimmtes nicht mehr erträgliches Maß überschritten wird durch ein winziges kleines Tröpfchen, dann, ja, sicher. Keine Frage, dann kann es hart und heftig werden. 
Ja, natürlich spiel ich Spiele um zu gewinnen? Warum sollte ich sie denn sonst spielen? 
Ja, ich bin klug. Natürlich hege und pflege ich meine Klugheit und lasse sie beständig wachsen. Dies sichert zum einen mein Überleben und zum anderen ist es das einzige Gut, dass mir niemand nehmen kann. Und es würde meine Intelligenz beleidigen, wenn ich Dinge nicht durchdenken würde. Auch wenn mir die Abgründe und die sich daraus ergebenden Konsequenzen dann manchmal nicht gefallen. Aber, ich irre mich auch, verheddere mich, übersehe Dinge, widerspreche mir, … und, und, und ich bin klug genug mir das liebevoll zuzugestehen. 
Ja, manchmal bin ich ohne Mitleid. Aber, dies sagt nichts über meine Fähigkeit Mitgefühl zu haben aus. Ich fühle immer mit und trage den Schmerz des anderen in mir. Das ändert jedoch nichts daran, dass ich Schmerz auch gebe und verteile, wenn es notwendig ist. Viel wichtiger jedoch erscheint mir, dass ich vergeben kann. Den anderen und mir. 
Ja, der Tod macht mir keine Angst. Er gehört für mich zum Leben. Das eine gibt es ohne den anderen nicht. Ich habe ihn in so vielen Variationen gesehen, gerochen und geschmeckt. Er ist mir ein Vertrauter und er ist nicht mein Feind. Er, und nur er, schenkt mir dieses Gefühl: Das Leben ist wunderschön! Hier und Jetzt. 
Ja, ich liebe. Auf meine Art. Und ich schere mich dabei nicht um Alter, Geschlecht, Herkunft, äußere Attribute und sonstigen Mist. Ich liebe. Sehe mich an und umfasse mich und kann mich aushalten und lieben, so wie ich gerade bin. Und aus dieser Liebe zu mir wächst und wächst und wächst die Liebe für andere. Eine Fass ohne Boden, ja. 
Ja, meine Sinnlichkeit ist ein unendliches Meer von Möglichkeiten. Da ist vieles schon gelebt und da liegt noch so vieles ungekostet brach. Scham? Für wen? Aus welchem Grunde? Ich schaue mich an und ich liebe mich. Solange dieses Wohlwollen mir gegenüber durch meine Sinnlichkeit nicht tangiert wird, gibt es keinen Grund für Scham. 
Ja, ich gebe mich hin. Bedingungslos. Und ja, ich nehme jemanden in mein Rudel und mich hinein. Bedingungslos. Dann, und nur dann, wenn jemand Teil meines Lebens ist, gebe und will ich alles. Alles andere wäre doch nur Makulatur, oder? Reine Energieverschwendung. 
Ja, ich bin schön. In den Momenten, in denen ich in Balance bin, bin ich schön. Ja, auch Schönheit kann beängstigend sein.
Aber, Kleines, viel wichtiger, wichtiger als alles andere, was du in deinem Kopf dir in den letzten Jahren zusammengebraut hast – und jetzt höre gut zu, denn ich sage es nur noch dieses eine Mal und dann kapiere es endlich oder gehe kaputt daran – ist Folgendes: 
Du bist du! Und du solltest dich endlich leben und zu dir stehen. Punkt.


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