Die Lebensfarben eines Scharfrichters gleichen in weiten
Teilen dem eines Chamäleons. Seiner Berufung nachgehend ist er wie eine mit
schwarzer Tusche in klaren Linien hingeworfene Zeichnung. Außerhalb dieser
jedoch, da passt er sich an. Ist bunt im Treiben beim Schankwirt, hellblau im
sonntäglichen Gottesdienst, feuerrot bei der Geliebten im Bett, giftgrün wenn
er zusammen mit dem Pöbel um den Pranger tanzt, erdig braun beim Säen und
Ernten in seinem kleinen Garten und grauweiß, wenn er von seinem Herrn die
Anweisungen empfängt. In all seiner Farbigkeit bleibt er den Menschen um ihn
herum jedoch nur ein schattenhaftes, unerkanntes Wesen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen