Sisyphos aber, der kleine König vom Hurenviertel, brach in
dieser Nacht vor ängstlicher Erschöpfung ganz kläglich zusammen. Die letzten
Monate waren mit dem Versuch der Ausrichtung des großen und letzten
Rattenrennens für dieses Jahrhundert ausgefüllt gewesen und alles, aber auch
wirklich alles war dabei schiefgegangen. Die großen Herren würden nicht
begeistert sein, nein wirklich nicht, waren diese Rennen doch, neben ihrer Sättigung
an den Verlierern der Wettstreite, auch der Höhepunkt eines jeden
Geschäftszyklus und ihr Markt der Möglichkeiten für Zukünftiges.
Wie stolz war er gewesen, dass sie ihn, ausgerechnet ihn,
diesmal mit der Ausrichtung beauftragt hatten. Es war wie eine Erlösung
gewesen, ein Befreiungsschlag für seine verkümmerte Seele. Wie war er
herumstolziert und wie hatte er sich gebadet in den ängstlichen Bewunderungen
seiner Hürchen und Lakaien. Oh ja, er war ein König und bald würden sie es alle
wissen und verstehen und nichts wäre mehr mit katzbuckeln außerhalb des
Viertels und mit schleimigem Nachgeben hier und gewaltsamen Einfordern dort.
Sie würden ihn in Zukunft alle anbeten und dankbar freiwillig seine Wünsche und
Begehrlichkeiten erfüllen.
Doch seit gestern Abend nun war er sich sicher: Diesmal
würde es keine Rennen geben. Es schien so, als hätten sich alle Universen gegen
ihn verschworen. Die Beben der letzten Monate hatten die eh schon maroden
Sportstätten erheblich verwüstet, die Zulieferstrassen waren zum Teil immer
noch blockiert und, viel schlimmer, die Ratten verließen die Stadt und
weigerten sich schlichtweg ihren Part der Vereinbarung zu erfüllen. Er hatte
alles versucht, hatte gedroht und gebettelt, hatte Exempel statuiert und war auf
Knien gerutscht. Nichts zu machen. Es würde diesmal kein Kontingent an Läufern
geben, der Rattenrat hatte sich einstimmig dagegen ausgesprochen und war seit
einer Woche samt Anhang, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen, im Nichts
verschwunden.
Der Sturz vom Thron war tief, der Fall noch immer ungebremst
und vor der zornigen Strafe der buntfelligen Herren gab es diesmal kein
Entkommen. Da würden keine Tricks und kein Lügen mehr helfen. Er war am Ende.
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