Ach Weib, ach Mann


Ach Weib

Als die Brautwerber bei deinem Vater vorstellig wurden
Saß ich mit Freunden in der Kneipe
Verspielte die Zeit, anstatt sie dir zu schenken
Tat beiläufig was eines Mannes Pflicht in erster Nacht
Deine erfülltest du still in blutlakigem Rot.
Und du bliebst an meiner Seite

Ich wollte dich, so jung und lebensfroh
Ganz unten, Zierde meines Hauses
Wie eine Rose am Kragen meines Jacketts
Wollte dich zeigen und dann verschließen
Aus meinen Gedanken und meinen Plänen
Und du bliebst an meiner Seite

Dein Ausbildungsgeld steckte ich in ein Geschäft,
Viele folgten, kaum etwas blieb davon
Du wolltest lernen und ich machte dir Kinder
Euer Lachen gellte mir fordernd in den Ohren
Ich wurde ein ganzer Mann und ging den Dingen nach
Und du bliebst an meiner Seite

Ich habe gesoffen, gelogen, betrogen
Geschlagen, gehurt und mich
Mitten im Leben zum Affen gemacht
Dein stilles Lächeln begleitete mich
Die Kinder gingen frohgemut
Und du bliebst an meiner Seite

Du nanntest mich stark und roh und eisenhart
Nahmst doch meinen Kopf an deine Schulter
Dein Atem streichelte meinen Zorn hinweg
Du gewährtest mir Obhut und eine offene Tür
Den Tender stets gefüllt, die Taschen sorgfältig gepackt
Und du bliebst an meiner Seite

Jetzt bin ich müd und grau
Ein wenig lahm, doch Manns genug
Mir ins Gesicht zu lachen
Ich muss der Welt nichts mehr beweisen
Nicht mehr verstreuen Schein und Glut
Ach Weib, lass mich an deiner Seite bleiben

Deine Haut, gefaltet vom Leben und von mir
Will ich mit meinen Händen glätten
Jede Furche wie zum ersten Mal durchwandern
Möchte endlich satt mich essen an dir und mir
Ein Leben habe ich gebraucht zu verstehen:
An deiner Seite kann ich einfach sein und bleiben









Ach Mann

Als die Brautwerber bei meinem Vater vorstellig wurden
Saßt du mit Freunden in der Kneipe
Verspieltest die Zeit, anstatt sie mir zu schenken
Tatest beiläufig was eines Mannes Pflicht in erster Nacht
Meine erfüllte ich still in blutlakigem Rot.
Und ich blieb an deiner Seite

Ich wollte dich, so jung und lebensfroh
Grenzenlos nah, in Gemeinsamkeiten wirrend
Wie einem Freund im geheimen Garten
Mich dir zeigen und mit dir teilen
Gedanken, Zukünfte und Schelmereien
Und ich blieb an deiner Seite

Mein Ausbildungsgeld stecktest du in ein Geschäft,
Viele folgten, kaum etwas blieb uns davon
Ich wollte lernen und du machtest mir Kinder
Unser Lachen verstandest du nie als Einladung
Du schlichst dich heimlich fort so manche Nacht
Und ich blieb an deiner Seite

Du hast gesoffen, gelogen, betrogen
Geschlagen, gehurt und dich
Mitten im Leben zum Affen gemacht
Mein stilles Weinen erkanntest du nicht
Die Kinder gingen traurig fort
Und ich blieb an deiner Seite

Ich nannte dich stark und roh und eisenhart
Legte doch den Kopf an deine Schultern
Gewährte uns kurz Obhut in deinem Armen
Verschloss Worte und Traum tief in mir
Ließ dich versorgt gehen ein weiteres Mal
Und ich blieb an deiner Seite

Jetzt bin ich wach, auch grau dazu
Ein wenig lahm, doch Weib genug
Mir ins Gesicht zu lachen
Ich muss der Welt nichts mehr beweisen
Nicht mehr verstreuen Schein und Glut
Ach Mann, ich kann nicht mehr an deiner Seite schweigen

Meine Haut, gefaltet vom Leben und von dir
Will ich allein mit meinen Händen glätten
Jede Furche wie zum ersten Mal durchwandern
Möchte endlich satt mich essen am Leben und an mir
So viele Jahre habe ich gebraucht zu verstehen:
An deiner Seite, Mann, kann ich nicht sein und leise bleiben




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen